Start
Der Start der Rakete erfolgt von der Startrampe 9P129, wobei die Vorstartkontrolle automatisch, im allgemeinen Zyklus der Vorstarthandlungen, abläuft. Nach dem Betätigen des Tastschalters START am Lenkpult 9W391 oder am abgesetzten Pult 9W394 wird Spannung an die Ausrüstung dss Lenksystems angelegt und der Bodendigitalrechner 1W57 eingeschaltet. Auf die Kommandos des Bodendigitalrechners schaltet sich die Ausrüstung des Lenksystems und der Startrampe entsprechend dem Zeitdiagramm der Betriebest START ein. Dabei laufen folgende Arbeitsgänge ab:
a) Realisierung der Stromversorgung des Lenksystems der Rakete von der Bodenstromquelle,
b) Anlauf und Beschleunigung der Kreiselmotoren der Kommandokreiselgeräte und der Kreiselintegratoren,
c) Vorstartorientierung des beweglichen Teils der Kommandokreiselgeräte mit Hilfe der Bodenausrüstung der Kommandokreiselgeräte 9W399 und der Zieleinrichtung 9Schl29.

Der Bodendigitalrechner 1W57 errechnet auf der Grundlege der am Speicherblock des Bodendigitalsteuergerätes 9W396 eingestellten Ausgangsangaben die Flugaufgabe und gibt diese in das Lenksystem ein (die Zielwinkel in das Gerät zur Azimutdrehung 9W392, die restlichen Werte der Flugaufgabe in den Digital-Analogrechner 9B65). Nach der Vorstartorientierung der Kommandokreiselgeräte 9B64 (des Horizontierens und des Richtens) erfolgt der Übergang auf das Trägheitskoordinatensystem. Auf die Kommandos des Bodendigitalrechners 1W57 öffnen sich die Deckel der Startrampe und wird die Startschiene mit der Rakete auf den Startwinkel 78° angehoben. Der Turbogenerator 9B149 schaltet sich ein. Hat der Turbogenerator den Betriebszustand erreicht, wird die Bordausrüstung des Lenksyeteme auf Bordstromversorgung umgeschaltet und der Ruderantrieb kontrolliert. Der Bodendigitalrechner 1W57 gibt an den Digital-Analogrechner 9B65 das Kommando ZÄHLBEGINN, worauf das Abarbeiten des Flugalgorithmus beginnt; die Triebwerkseinrichtung wird angelassen.

Flug
Nach dem Anlassen der Triebwerkseinrichtung beginnt die Rakete ihre Bewegung auf der Startschiene. Dabei wird die Bordausrüstung der Rakete automatisch von der Ausrüstung der Startrampe getrennt. Im Moment des Abgangs der hinteren Führungszapfen der Rakete spricht der Abgangsgeber an, und auf sein Kommando schaltet sich der Ruderantrieb 9B616 des Lenksystems 9B63 ein. Das Einschalten des Ruderantriebes 9B616 wird durch das Trennen des Hauptsteckers beim Abgang der Rakete von der Startschiene dubliert. Von diesem Augenblick an beginnen die Winkelstabilisierung der Rakete und ihre Lenkung nach der Entfernung. Das Prinzip der Entfernungslenkung besteht darin, daß die Rakete nach Programm um ihre Achse gedreht wird (Längsneigungswinkel) und im Endabschnitt der Flugbahn die Bewegung des Schwerpunktes der Rakete gesteuert wird. Die Stabilisierung der Rakete um die Querneigungsachse und um die Gierachse erfolgt auf der gesamten Flugbahn. Die Veränderung des Längsneigungswinkele erfolgt nach Programm. In dem Abschnitt, wo die Bewegung des Schwerpunktes gesteuert wird, erfolgt eine Stabilisierung der Rakete in Bezug auf die Längsneigungsachse, wozu der spezielle Winkelgeschwindigkeitsgeber DUSU1-30W genutzt wird.
Die Lenkung der Rakete in bezug auf die Schußebene (senkrechte Ebene durch Start- und Zielpunkt) wird so realisiert, daß alle Bewegungen senkrecht zu dieser Ebene gleich Null werden.

Wirkungsweise der Gefechtsköpfe
• Gefechtskopf 9N123F
Beim Start der Rakete wird 120s vor ihrem Abgang die Stromversorgung an das Gerät 9Ä118 angelegt. Beim Abgang der Rakete von der Startschiene gibt das Bordlenksystem das Signal zur Aufhebung der 1. Sicherheitsstufe der Sicherheits- und Zündeinrichtung. Auf den abfallenden Ast der Flugbahn schaltet sich je nach Schußentfernung in einer Höhe von 18...4 km auf Kommando des Lenksystems die Sende- und Empfangseinrichtung 9Ä118 ein und wird die 2. Sicherheitsstufe der Sicherheits- und Zündeinrichtung aufgehoben. Von diesem Augenblicken arbeitet das Gerät 9Ä118 im Sende- und Empfangsbetrieb, während die Sicherheits- und Zündeinrichtung eingeschaltet und zum Empfang des elektrischen Impulses vom Gerät 9Ä118 oder vom Kontaktgeber bereit ist. Bei Annäherung der Rakete an die Erdoberfläche bis auf (450 +/- 50 m) gibt der Funksensor an das Lenksystem ein elektrisches Signal ab, das als Kommando zum Schwenken der Rakete bis zu einem Winkel von 80° dient.
In einer Höhe von (15 +/- 6) m über der Erdoberfläche gibt der Lasergeber an die Sicherheits- und Zündeinrichtung einen elektrischen Impuls ab. Der Zündsatz der Sicherheits- und Zündeinrichtung spricht an und zündet die Gefechtsladung des Gefechtskopfes. Beim Versagen des Gerätes 9Ä118 werden die elektrischen Impulse an die Sicherheits- und Zündeinrichtung zum Auftreffen der Rakete auf ein Hindernis durch die Kontaktgeber abgegeben.

• Gefechtskopf 9N123K
Beim Abgang der Rakete von der Startschiene gibt das Bordlenksystem das Signal zur Aufhebung der 1. Sicherheitsstufe der Sicherheits- und Zündeinrichtung. Auf dem abfallenden Ast der Flugbahn schaltet sich je nach Schußentfernung in einer Höhe von 18 +/- 4 km auf Kommando des Lenksystems der Funksensor ein und wird die 2. Sicherheitsstufe der Sicherheits- und Zündeinrichtung aufgehoben. Von diesem Augenblick an arbeitet der Funksensor im Sende- und Empfangsbetrieb, während die Sicherheits- und Zündeinrichtung eingeschaltet und zum Empfang eines elektrischen Impulses vom Funksensor oder vom Kontaktgeber bereit ist.
In einer Höhe von 2250 m über dem Ziel gibt der Funksensor an die Sicherheits- und Zündeinrichtung einen elektrischen Impuls ab. Der Zündsatz der Sicherheits- und Zündeinrichtung spricht an und zündet die mittlere Ladung. Beim Versagen des Funksensors wird beim Auftreffen des Gefechtskopfes auf ein Hindernis der elektrische Impuls an die Sicherheits- und Zündeinrichtung durch die im Gerät 9Ä326 angeordneten Kontaktgeber 9Ä128 abgegeben. Unter der Einwirkung der bei der Auslösung der mittleren Ladung entstehenden Detonationsprodukte wird das Gehäuse des Gefechtskopfes zerstört, werden die Splitterladungen ausgeworfen und beginnen die Einrichtungen zum Einschalten der Zünder der Splitterladungen zu arbeiten. Gleichzeitig wird der Ring 10 (Bild 49) zerstört, und die Feder 3 wirft die Buchse 4 mit Einsatz 8 ab. Das Band 6 zieht beim Abspulen vom Stabilisatorrohr 5 die Nuß 14 mit dem Federstuck 11 aus dem Innenraum des Bodens 15 heraus, und die Nuß setzt sich mit ihrem kegelförmigen Ende auf den Kegelrand des Stabilisatorrohres 5 auf. Unter der Einwirkung der Feder 9 werden die Federstücke 11 beim Schwenken um die Achse 12 geöffnet und in dieser durch die Sperre 13 arretiert. Die Splitterladungen gehen zum stabilisierten Flug über.
Beim Auftreffen der Splitterladung auf die Erdoberfläche in einem Winkelbereich von 25 ... 90° spricht der Zünder an, und die Splitterladung wird gezündet. Bei Annäherung der Splitterladung an das Ziel in einem Winkel von weniger als 25° wird sie unter der Einwirkung der Selbstzerlegeeinrichtung des Zünders 32 ... 60 s nach dem Öffnen des Gehäuses des Gefechtskopfes gezündet.