Raketentechnische Basis 2 - Chronik



Die Raketentechnische Basis 2 der Nationalen Volksarmee

- Ein geschichtlicher Abriss -

© Jörg Hertwig 1990 - 2014
14. erweiterte Überarbeitung 2014

„Logistik ist nicht alles, aber ohne Logistik ist alles nichts“


6. Entwicklung des Baugeschehens sowie der Dienst- und Lebensbedingungen
(1969 - 1989)

6.1. Bauen im Objekt


Die Geschichte der Raketentechnischen Basis 2 ist während ihrer gesamten Existenz auch durch vielfältiges Bauen in der Kaserne charakterisiert. Zuerst errichteten zentral geführte Baupioniereinheiten Ende der 60er Jahre große Teile der Parkzone und ein Unterkunftsge­bäude für Stab, Einheiten und Wirtschaftstrakt ((50) - die Ziffern in Klammern dienen der Auffindung in der Lageskizze), welches 1972 übergeben wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Personalbestand noch im sogenannten „unteren Ob­jekt“ der ehemaligen BATB-2 und späteren BRTB-5 am Rande Brücks untergebracht. Damals mussten die Mannschaften und Offiziere noch täglich die 2,5 Kilometer zwi­schen Unterkunfts- und Parkzone „pen­deln“ und verloren dabei wertvolle Ausbildungs­zeit. Bis 1976 war auch der Bau von Hal­len (39 bis 54) für die Spezialtechnik im we­sentlichen beendet.
Durch die Eingliederung des Zentralen Munitionslagers 62 (ZML-62) in die 1976 neu formierte RTeB-2 erweiterte sich die Fläche des Objektes beträchtlich. In den Jahren 1978 bis 1980 wurden mit dem Bau von vier großen Bunkern (64 - 67) die Lagerka­pazitäten für Raketen / Träger erweitert und verbessert. 1980 wurde der Technische Wartungspunkt (TWP/ (61)), das Herzstück für die Wartungs- und Regelarbeiten an den Trägern und Raketen, eingerichtet. 1979 konnten der Basis das Stabsgebäude (59) und der Wirtschafts­trakt (60) übergeben werden.


Abb 6.1 Umfangreiche Bauarbeiten 1979 und 1980 im Vorfeld des Manövers „Waffenbrüderschaft-80“ auch im vorderen Teil der Kaserne

Im Stabsgebäude konnten zudem zusätzliche Räumlich­keiten für das kulturelle Leben (Traditionszimmer, Fotolabor, Kraftsportraum) sowie einige Gästezimmer und ein Klub eingerichtet werden. Andere Funktionsräume eines Stabes wie das Planungszimmer, die VS-Stelle, die allgemeine Geschäftsstelle, das Finanzorgan sowie ein Archivraum wurden neu geschaffen beziehungsweise großzügiger eingerichtet. Die damit verbun­dene Entlas­tung des Mannschaftsunterkunftsgebäudes Nr. 50 brachte dort Raumgewinn für die Schaf­fung mehrerer Klub-, Fernseh- und Hobby­räume im Bereich der einzelnen Batterien.
1988 wurde mit dem Bau von neuen Hallen und Unterstellflächen (75-77) sowie der In­standsetzung der bereits jahrelang genutzten Hallen begonnen. Vorbereitungsarbeiten für den künftigen Bau einer zeitgemäßen Werkstatt für Kraftfahrzeuginstandsetzungen wur­den getroffen, der Zug Spezialarbeiten der IVK und die Prüfbasis OTR erhielten eigene Räumlichkeiten für ihre Arbeiten (23 und 25).


Abbildung 6.2 Lageskizze des Objektes der Raketentechnischen Basis 2
(nicht maßstäblich)












1976: Erhebliche Erweiterung des Objektes nach der Eingliederung des ZML-62














Intensives Baugeschehen in den Jahren 1979/ 1980 in Vorbereitung des Manövers „Waffenbrüderschaft-80“











1988 wurden neue Unterstellhallen gebaut, in denen die Mobilmachungstechnik der RTeB-2, die noch in Wolfsruh und Weichensdorf stand, untergebracht werden sollte

6.2. Dienst- und Lebensbedingungen


1980 wurde der Med.-Punkt (62) fertiggestellt und 1981 konnten die Baubetriebe der Truppe einen zweiten Unterkunftsblock (68) zur Nutzung übergeben. Ebenfalls im Jahre 1981 wurden die Sportanlagen (Sturmbahn, Kreistrainingsanlage, Volleyball- und Fuß­ball­felder (79)) angelegt sowie eine Trägerverbundhalle (TVB-Halle) als Sporthalle eingeweiht. Im Frühjahr 1985 wurden die in Truppeneigenleistungen geschaffenen Ein­richtungen Besucherzentrum (56) sowie die erweiterte Truppenbibliothek (78) in einer Raumzelle zur Nutzung übergeben.
Im Jahre 1982 wurde zur Verbesserung der Taktik- und Spezialausbildung das Ausbil­dungsgelände Neuendorf bei Brück erschlossen und der Ausbau desselben begonnen. In vielen Arbeitsstunden sowohl während der Dienst- als auch in der Freizeit, auch an den Wochenenden, rodeten die Armeeangehörigen kleinere Waldflächen zur Errichtung von Ausbildungsplätzen wie Umladepunkte oder Kfz.-Stellungen, verlegten Betonfertigteile und stellten Elektroanschlüsse her. Die weitgehende Fertigstellung der neuen Ausbil­dungsbasis in ihrer ersten Ausbauetappe schuf spürbar bessere Bedingungen für eine effektive Gefechtsausbildung (Lage: siehe Kartenausschnitt siehe weiter unten).
Die Thematik „Dienst- und Lebensbedingungen“ war vielschichtig und erhielt stets die nötige Aufmerksamkeit - auch wenn etliche die Auffassung vertraten, dass noch viel mehr hätte getan werden können. Das meiste, was nicht getan wurde, lag an den begrenzten materiellen Ressourcen in der Truppe selbst wie auch im Lande.


Abb 6.3 Die neue Truppenküche war zeitgemäß ausgestattet

Zu den Dienst- und Lebensbedingungen gehörten auch solche Fragen wie das individuelle Bestellsystem für Dienstbekleidung, die Einführung von täglich zwei Wahl-Essen für alle Soldaten in den 1986 völlig neu gestalteten Speisesälen oder auch der organisierte Buch­verkauf im Objekt. Die medizinische Versorgung erfolgte durch den eigenen Truppenarzt und einen vertraglich gebundenen Zahnarzt. Der Feriendienst der Armee teilte dem Trup­penteil jährlich zirka 20 Urlaubsplätze in NVA-Ferienheimen zu. Zusätzlich erschloss sich die Basis in Zusammenarbeit mit dem Munitionslager Wolfsruh in den 80er Jahren Mög­lich­keiten der Naherholung am Linde-See.


Abb 6.4 Lage des Objektes sowie des Ausbildungsgeländes zwischen Brück und Neuendorf

Seit 1987 wurde im Truppenteil die schriftlich fixierte „Konzeption zur Verbesserung der Dienst-, Arbeits- und Lebensbedingungen“ geführt und jährlich präzisiert. Für 1988 war beispielsweise die Hauptinstandsetzung des Unterkunftsgebäudes der IVK/TeBttr, die Einrichtung von Lehrklassen, Bastel-, Tischtennis- und Zirkelräumen (Fotozirkel, Comp­uterzirkel mit Mikrorechnerbausatz „Z 1013“) oder auch die Einführung des Daten­ver­arbeitungsprojektes „E 72“ für den Kfz.-Dienst vorgesehen.


Abb 6.5 Die Freizeitgestaltung spielte bei den zu 85 Prozent ständig in der Kaserne untergebrachten Soldaten und Unteroffizieren eine wichtige Rolle. Das ab 1989 ins Auge gefasste „Freizeitzentrum“ hinter dem Unterkunftsblock 50 sollte eine wesentliche Erweiterung des Freizeitangebotes werden

Namentlich das „E 72“-Projekt zeigte aber auch die Grenzen solcher Konzeptionen, denn einen Computer hatte die Basis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. So mussten die Pro­jektbearbeiter jedesmal mit ihren gesammelten Daten in eine andere Dienststelle fahren und dort um Erlaubnis bitten, die auch dort wie überall knapp bemessene Computer­ar­beitszeit nutzen zu dürfen.
Die letzten „Aktionen“ zur Umfeldverbesserung im Objekt waren 1989/ 90 der Bau eines Freizeitzentrums im Freigelände sowie eines Kellerklubs im Stabsgebäude. Während der Kellerklub Mitte des Jahres 1990 noch eingeweiht werden konnte, blieb das Freizeit­zentrum der Soldaten eine „Investruine“. Vorgesehen waren Anlagen mit Kegelbahn, Mini-Golf, Volleyballfeldern, Grill-Ecken und ein Freilicht-Kino. Die Soldaten gingen anfangs auch sehr engagiert an den Bau ihres Zentrums. Bedingt durch die 1989/ 1990 getroffenen neuen Ausgangs- und Urlaubsregelungen verbrachten jedoch die Soldaten ihre Freizeit nicht mehr in der Kaserne und interessierten sich demzufolge nicht mehr für dieses Freizeitzentrum.









1982: Schaffung neuer Ausbildungsanlagen im Ausbildungsgelände bei Neuendorf





























Zu den Fragen der Dienstbe­dingungen zählten auch Be­kleidung, Verpflegung, medi­zinische Versorgung sowie Er­holungsmöglichkeiten


Seit 1987: „Konzeption zur Verbesserung der Dienst-, Arbeits- und Lebensbeding­ungen“














































































Der Bau des Freizeitzentrums ab 1989 blieb am Ende eine „Invest­ruine“

6.3. Leben im Standort


Die militärische Führung und namentlich der damalige StKPA, Major Eduard Fidorra, sorgten sich bereits in den frühen 70-er Jahren nach Kräften um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Berufssoldatenfamilien im Standort. Die in der Stadt Brück vorhandenen Kinderkrippen- und Kindergartenplätze reichten nicht aus. In Zusammen­arbeit mit dem Rat der Stadt wurden Übergangslösungen gefunden, indem in den umlie­genden Gemeinden Linthe, Borkheide und Neuendorf Reserven zur Unterbringung der Kinder erschlossen wurden. Der Transport der Kinder erfolgte größtenteils mit Fahr­zeugen der Abteilung.
Über bestehende gute Beziehungen zum damaligen „VEB Gablona Schmuckwaren Neuheim“ organisierte Major Fidorra für jene Frauen von Berufssoldaten, die im Ter­ritorium keine Arbeit finden konnten, Heimarbeitsplätze zur Schmuckherstellung.
Trotz vieler Bemühungen und Gespräche mit dem damaligen Brücker Bürgermeister Rudi Thiethke konnte das Problem der unbefriedigenden Nahverkehrsanbindungen der Wohn­siedlung Beelitzer Straße an die Stadt Brück nicht gelöst werden.
Im Jahre 1986 entstand der kombinierte Fußgänger- und Radweg zwischen Armeewohn­siedlung Beelitzer Straße und der Stadt Brück (im Volksmund „Frieder-Damm-Gedächt­nisallee“ genannt). Er wurde in enger Zusammenarbeit von Truppe und örtlichen Betrie­ben fertiggestellt.

Abb 6.6 Wohngebietsfest in der Armeesiedlung „Beelitzer Straße“

Durch NVA-Pioniereinheiten wurde die in un­mittelbarer Nähe des Wohngebietes liegende Kinderkombination baulich erweitert, so dass von da an alle Mütter ihre Kinder sowohl in Krippe als auch in den Kindergarten bringen konnten. Es gab im Truppenteil und später gemeinsam mit dem benachbarten Fla-Ra­ketenregiment 1 (FRR-1) eine Standortwohnungskommission, die sich um die Vergabe von Wohnraum beziehungsweise um Tauschwünsche zu kümmern hatte. Im Armee­standort Brück war die Versorgung mit Wohnraum im wesentlichen gesichert - zumindest für Verhei­ratete und Berufsoffiziere.
Intensiviert wurde die Zusammenarbeit mit der Klubeinrichtung des FRR-1. Dies war insofern notwendig, da der Bau eines eigenen Klubge­bäudes in der RTeB-2 absolut illusionär war und blieb. Durch zweckmäßige Koordinierung mit dem Nachbarn konnte eine größere Anzahl gemein­sa­mer Veranstaltungen (Jugendkonzerte, Diskotheken- und Kinoabende, Wohngebietsfeste, Silvesterfeiern und anderes) durchgeführt werden.
Neben vielen positiven Entwicklungen blieb manches bis zum Schluss unerledigt. Dazu zählten die unakzeptable Öffnungszeit der Poststelle im Wohngebiet, die fehlende Dienst­leistungseinrichtung, das unbefriedigende Angebot der Kaufhalle Beelitzer Straße und die oft kritisierten Nahverkehrsanbindungen.

Zu den Fragen des Lebens im Standort zählten Infrastruktur, Wohnungsfragen, Arbeitsplätze für die Frauen, Versorgung mit Kindergartenplätzen, Beteiligung am gesellschaftlichen Leben der Stadt Brück sowie die Zusam­men­arbeit mit dem benachbarten Fla-Raketenregiment 1

Inhalt

Vorwort Raketen eine neue Waffe Das Raketenzeitalter beginnt auch für die NVA Die Raketentransport­abteilung 2 (1969-1976) Die Raketentechnische Basis bis zum Beginn der 80er Jahre
(1976-1983)
Neue politische und militärische Herausforderungen in den 80er Jahren (1983-1989) Entwicklung des Baugeschehens sowie der Dienst- und Lebensbedingungen Das Ende der Raketentechnischen Basis 2 (1989-1990) Die Bundeswehr in Brück
(ab 3. Oktober 1990)
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