Wartungseinheit 32 der NVA für das Schutzbauwerk 16/017 - Chronik
- Nichtveröffentlichte Erinnerungen -
© Hertwig und Co. / 2008, ergänzt 2018, 2021 |
|
|
5. Dienst- und Lebensbedingungen in der Kaserne und am Standort
5.1. Gesellschaftliches Leben in der Kaserne |
Gleichzeitig mit der Schaffung der militärischen Strukturen wurden sowohl in der WE-17 als auch im WB-2 die Partei- und
gesellschaftlichen Strukturen geschaffen. In der WE-17 bestand eine SED-Grundorganisation mit einem gewählten
ehrenamtlichen Parteisekretär. Im WB-2 bestanden in den Kompanien und im Stab des Bataillons Parteigruppen.
Im Bataillon selbst wurde aus allen Parteigruppen eine Grundorganisation mit einem strukturmäßigen Parteisekretär
gebildet. Ab 1986 gab es eine Zentrale Parteileitung (ZPL). Die FDJ-Strukturen gestalteten sich ähnlich den
Parteistrukturen. Im WB-2 gab es einen hauptamtlichen FDJ-Sekretär, in der WE-17 einen ehrenamtlichen Sekretär.
Nach der Formierung der WE-32 wurde die Jugendarbeit durch einen hauptamtlichen Offizier für Jugendarbeit koordiniert.
Alle Zivilbeschäftigten des WB-2 und später der WE-32 waren in einer Gewerkschaftsgruppe organisiert. In enger
Abstimmung mit der Gewerkschaft sicherte die militärische Führung die Einbeziehung der Zivilbeschäftigten sowohl in
die militärischen Prozesse wie auch in das gesellschaftliche Leben. So gehörten beispielsweise die jährlichen kleinen
Feierstunden des Kommandanten mit allen weiblichen Beschäftigten der Dienststelle am Internationationalen Frauentag
durchaus als Wertschätzung der täglichen Arbeit der Kolleginnen wie auch der weiblichen Berufssoldaten.
Abbildung 5.1 Regelmäßig lud der Kommandant (4.v.r.) am Internationalen Frauentag die weiblichen Armeeangehörigen und Zivilbeschäftigten zu einer kleinen Feierstunde ein |
Gruppen- und Grundorganisationen der SED und der FDJ
Die Zivilbeschäftigten waren in der Gewerkschaft FDGB organisiert |
Mit Schaffung der militärischen Strukturen wurden gleichzeitig Sportgruppen geschaffen. Sie trugen den Namen des
jeweiligen militärischen Vorgesetzten. Leiter der Armeesportgemeinschaft (ASG) war von 1970 bis 1976 der Stellvertreter
Ausbildung des WB-2, ab 1976 wurde die ASG-Arbeit durch die Politabteilung angeleitet.
Der Sport inner- und außerhalb der Kaserne galt als wichtiger Beitrag für eine sinnvolle Freizeitgestaltung und stabile
Leistungen in der militärischen Körperertüchtigung (MKE). Zugleich förderten sportliche Aktivitäten im Wohngebiet wie in
der Kreisstadt Akzeptanz und Anerkennung der Armeeangehörigen.
Abbildung 5.2 Die erfolgreiche Volleyballmannschaft der ASG Vorwärts Luckenwalde (1978)
Besondere Leistungen wurden auf dem Gebiet des Volleyballs erbracht. Hier spielten die Mannschaften im bezirklichen
Wettkampfbetrieb. Die 1. Mannschaft spielte in der Bezirksliga Potsdam, die 2. Mannschaft in der Bezirksklasse.
|
Abbildung 5.3 Schwimmende Soldaten mit Stahlhelm auf dem Kopf und Holz-Mpi auf dem Rücken waren zwischen 1970 und 1990
in den Sommermonaten im Luckenwalder Freibad immer mal wieder zu sehen. |
Herausragende Leistungen konnten auch in der Sektion Sportschießen erzielt werden. Vertreter der ASG Luckenwalde kämpften
mit um die Armeemeistertitel. Dabei gehörten Stabsoberfähnrich Gerhard Schmidt, Oberfähnrich Pöschla, Stabsfähnrich
Wolfgang Gutsch und Major Siegfried Firyn zu den besonders treffsicheren Schützen.
In den Jahren 1972 bis 1976 waren bis zu sieben Angehörige der ASG als Gastspieler beim TSV Luckenwalde in der
1. Fußballmannschaft eingesetzt.
Zu den jährlichen Wettkampfhöhepunkten gehörten aber auch die Schwimmsportfeste im damaligen Freibad „X. Weltfestspiele“
in Luckenwalde. |
Erfolgreiche Armeesportgemeinschaft (ASG)
Die Sektionen Volleyball sowie Sportschießen leisteten Herausragendes |
5.2. Baugeschehen in und außerhalb der Dienststelle
Im Jahre 1970 waren neben dem Schutzbauwerk auch die Unterkunftsblöcke, die beiden Stabsgebäude (für WE-17 und für WB-2)
sowie Einrichtungen der Infrastruktur (Küche, Med.-Punkt, Werkstatt, Heizhaus, Klubgebäude, Verkaufsstelle und Gaststätte)
vorhanden. Laut Übergabe-/Übernahmeprotokoll von 1970 sollten innerhalb kürzester Zeit auch die Außenpunkte HSP sowie
AF-1 und AF-2 fertiggestellt werden.
Von Anfang an zeigte sich, dass beim Baugeschehen des Objektes 16 / 017 nicht an die Errichtung einer notwendigen
Ausbildungsbasis für die allgemein-militärische Ausbildung und die Schieß- und Taktikausbildung gedacht wurde. Walter
Achnitz erinnert sich:
„Für diesen Bereich war bei Aufstellung der WE-17 und des WB-2 nicht die geringste Basis beziehungsweise Ausrüstung
vorhanden. Es gab keine entsprechenden Plätze, Anlagen, Räume und Ausrüstungen. Das widersprach natürlich den Forderungen
nach ständiger Erhöhung der Gefechtsbereitschaft. Es war also unbedingt notwendig, mit Tatendrang und vor allem viel
Eigeninitiative in relativ kurzer Zeit entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen. Unser Ziel war klar umrissen:
Mit den wenigen, jährlich zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln eine ausreichende und dauerhafte Ausbildungsbasis
zu schaffen.“
Als erstes wurde die Errichtung einer kleinen sportlich-militärischen Kampfbahn in Angriff genommen. Finanzielle Mittel
dafür waren nicht vorhanden. Nach eigenen Vorstellungen und mit dem zahlreich beim Bau des Bunkers „übriggebliebenen“
Material konnte die Bahn kurzfristig in Eigenleistung errichtet werden. Die Kampfbahn wurde von der Abteilung Ausbildung
beim Stellvertreter des Chefs des Hauptstabes für Allgemeine Fragen als nachahmenswertes Beispiel für andere Einheiten
(zum Beispiel das Wach- und Sicherstellungsbataillon Geltow) empfohlen.
Einher mit den ersten Schritten zum Aufbau einer eigenen Ausbildungsbasis ging das Anlegen einiger Volleyball- und
Federballplätze innerhalb der Kaserne für den Freizeitsport.
Abbildung 5.4 Auch dieser zwischen den Unterkunftsblöcken angelegte Volleyballplatz diente vor allem dem Freizeitsport
Die weiteren ins Auge gefassten Vorhaben zur Vervollkommnung der Ausbildungseinrichtungen ließen sich - DDR-typisch -
nur dank enger und vor allem freundschaftlicher Beziehungen zu jenen Betrieben des Territoriums, welche über diverse
Baustellen-Technik verfügten, realisieren. Ihren Ausgangspunkt nahm die fruchtbringende Zusammenarbeit „zum gegenseitigen
Vorteil“ darin, dass der Vorstand des TSV Luckenwalde (führender und traditionsreicher Sport- und Fußballverein der
Kreisstadt) sehr daran interessiert war, gute Fußballspieler aus den Reihen der Soldaten zu bekommen.
Entsprechende Gegenleistungen wurden in Aussicht gestellt und letztlich war sich die Bataillonsführung des WB-2 einig, auch die
entsprechenden organisatorischen Dinge zum kurzzeitigen Freistellen der Soldaten von dienstlichen Aufgaben umzusetzen.
Gleiches galt für die Abstellung von Soldaten, die etwas von Bauen verstanden, für die geplanten Arbeiten rund ums Objekt.
Mit der Meliorationsgenossenschaft Luckenwalde, dem VEB (K) Bau Luckenwalde und anderen entwickelte sich eine sehr enge
Zusammenarbeit, Das WB-2 bekam so Maschinen und schwere Baufahrzeuge wie Planierraupen, Kräne, Tieflader und anders „zum
Selbstkostenpreis“ ausgeliehen. Auch bei Baumaterialien wie Zement und Betonfertigteilen einigte man sich freundschaftlich
auf „den Einkaufspreis“. Manch ausgedientes Zementsilo und manch abgeschriebener Betonmischer leistete in Hennickendorf
noch jahrelang gute Dienste. So und nur so war es möglich, in den ersten fünf bis sechs Jahren eine Ausbildungsbasis zu
schaffen, welche durch die Vorgesetzten im MfNV als beispielgebend bewertet wurde.
„Nebenbei“ fiel bei allem Baugeschehen sogar noch die Umgestaltung der üblen Sandpiste zwischen Objekt und Dorfeingang
zu einer DDR-mäßig hergerichteten Fahrbahn ab. |
Erster Schritt zur Schaffung einer eigenen Ausbildungsbasis war die Errichtung einer sportlich-militärischen Kampfbahn
Darin unterschied sich auch Hennickendorf nicht vom Rest der Republik: Beim Bauen kam es immer auf die richtigen Beziehungen
an - umgangssprachlich war das das so genannte „Vitamin B“ |
Gemeinsam konnten folgende Ausbildungsanlagen errichtet werden: Sturmbahn, Infanterieschießgarten, Kleinsporthalle,
Kleinsportplatz, Schießstand und Stellungen für die Taktikausbildung:
Sturmbahn
Geplant und finanziert durch die Abt. Ausbildung beim Vorgesetzten im MfNV, gebaut von örtlichen Betrieben
Infanterieschießgarten
Geplant und finanziert durch MfNV, gebaut in Eigenleistung in Zusammenarbeit mit der PGH Elektro Luckenwalde
Kleinsporthalle
|
Abbildung 5.5 In Eigenleistung entstand aus beim Bunkerbau „übriggebliebenen“ Bauteilen eine Kleinsporthalle. |
In Eigenleistung enstand nach eigenen Vorstellungen, ohne finanzielle Mittel und Möglichkeiten aus übriggebliebenen Betonteilen
und Materialien vom Bau des Hauptobjektes (zum Beispiel Decke aus der Küche, vor der Renovierung sichergestellt) diese Halle.
Entwurf und statische Berechnung des Bauplanes in Eigenleistung (Bestätigung der Statik durch das Bauamt Luckenwalde).
Die Bauabnahme erfolgte durch Bauingenieure aus dem MfNV.
Kleinsportplatz
In Eigeninitiative und ohne Mittel (geringe Geldmittel durch Einsparung im Ausbildungsfonds mit Genehmigung des MfNV).
Auf Grund des zu weichen Bodens war nur ein Platz mit Bitumenbelag möglich. Der Platz wurde als Eigenleistung mit hohem
Arbeitsaufwand für Wälle und Rasen-Soden angelegt. Die Melioration beziehungsweise Forst unterstützte das Vorhaben mit
Planierraupen.
Schießstand
|
Abb. 5.6 Da war der Schießstand der WE-32. Jetzt ist er nur noch in seinen Konturen auf diversen Luftbildern zu erahnen
(Foto: mit freundlicher Genehmigung von René Geyer, Großbottwar) |
Dieser entstand völlig in Eigeninitiative, lediglich 70.000 Mark Zuschuss kamen vom MfNV. Für die Baupläne und statischen
Berechnungen engagierten sich Soldaten und Unteroffiziere, die im Zivilleben als Bauingenieure arbeiteten. Die statischen
Berechnungen wurden durch das Bauamt Luckenwalde bestätigt.
Der Schießstand wurde mit sicherem Kugelfang, Unterstand, Betontraversen (mit Eisenbahnschwellen belegt) und stabilen
Seitenwällen sowie einem kleinen Gebäude als Lager beziehungsweise Munitionsausgabeestelle gebaut. Auf dem Schießstand
konnte mit sämtlichen in der Einheit vorhandenen Waffen (einschließlich der Turmbewaffnung „KPWT“ und „PKT“ der SPW 60 PB)
geschossen werden. Der von Experten geschätzte Wert des Schießstandes belief sich nach Fertigstellung auf 1,5 Millionen
Mark!
Anlagen für die Gefechtsdienstausbildung
Zur Erhöhung einer realitätsnahen Taktikausbildung wurden Infanterie- und Gruppenstellungen aus Betonfertigteilen mit
Gruppenbunkern errichtet. Die Gruppenstellungen wurden dabei so angelegt, dass sie im Ernstfall beziehungsweise bei
Gefechtsalarm zur Rundumverteidigung des gesamten Objektes voll genutzt werden konnten.
Für diese Stellungen gab es finanzielle Unterstützung zum Kauf der Betonteile. Bei der Abholung der Betonteile von
den Betonwerken (beziehungsweise auch bei ihrer Anlieferung per Bahn) war ausschließlich Eigeninitiative angesagt.
Wenn solche Teile in der Nacht ankamen, war wegen des üblichen „Standgeldes“ der Bahn besondere Eile geboten und so
kam es schon mal vor, dass der Technikpark der Partner von der Melioration kurzfristig mitten in der Nacht anrückte.
Teilweise wurden auch ganze Fahrzeugkolonnen von Hohenseefeld (bei Jüterbog) eingesetzt.
Letztlich konnte die Gefechtsdienstausbildung, vor allem die infanteristische Panzernahbekämpfung, durch Aufstellung
eines ausgedienten Panzers T-34 und die militärische Körperertüchtigung dank Lieferung von mehreren Dutzend
schwergewichtigen Panzerkettengliedern verbessert werden.
Der Ausbau der Ausbildungsbasis war im Wesentlichen bis zum Jahre 1976 abgeschlossen.
Durch umfangreiches Baugeschehen war in den Jahren 1978 bis 1981 das Leben in der P-Zone geprägt, als die notwendige
Rekonstruktion am Schutzbauwerk lief (Zur Rekonstruktion: siehe auch Kapitel 4).
Im Zeitraum 1985 / 86 wurde für die Wachkompanien der WE-32 ein ganz neuer Unterkunftsblock (Nr. 10 in Skizze 5.7)
errichtet. Damit endete zugleich das mehr als zehn Jahre währende Provisorium der Unterbringung zweier Einheiten
in Holzbaracken.
Abbildung 5.7 Die Kasernenanlage Hennickendorf im Jahre 1986. Für die zwei Holzunterkunftsbaracken aus der Anfangszeit
(blau markiert) kam das endgültige Aus
|
Abbildung 5.8 Der neue Unterkunftsblock Nr. 25 |
In den 80-er Jahren konnten auch im Parkbereich bessere Arbeitsbedingungen durch Rekonstruktion beziehungsweise Neubau
des Gebäudekomplexes für Werkstatt, Feuerwache, Unterkunftsdienst, B/A-Lager und TS-Lager geschaffen werden. Es entstanden
neue Waschrampen für die Technik und der OvP-Bereich wurde neu gestaltet. Letztlich erfolgte in jener Zeit auch die
Rekonstruktion des Küchentraktes und der Speisesäle.
Durch den engagierten Einsatz von Oberst Werner Gohlke gelang es, auch gegen hartnäckigen Widerstand mancher „Bedenkenträger“, im seenreichen Nachbardorf Dobbrikow aus einem Brachgelände
ein schmuckes Naherholungszentrum zu entwickeln. Es gab wohl kaum einen Berufssoldaten der Dienststelle, der dieses
Naherholungszentrum nicht selbst genutzt hatte. Die hohe Auslastung sprach für die Beliebtheit dieser Einrichtung.
|
Dank der Partnerschaft mit örtlichen Betrieben und Einrichtungen war der weitere Ausbau der Ausbildungsbasis möglich:
Sturmbahn, Schießgarten, Sporthalle, Kleinsportplatz, Schießstand und vieles mehr
Das „Tüpfelchen auf dem i“: Der selbst errichtete Schießstand
Legende:
1 Kontrolldurchlass
2 Gaststätte & MHO
3 Klubgebäude
4 Med.-Punkt
5 Gebäude 5
6 Gebäude 6
7 Gebäude 7
8 Küche/Speisesäle
9 Stabsgebäude
10 Unterkunftsbl. 25
11 Montageschacht
12 Leichtbauhallen
13 Tanklager
14 Kfz.-Werkstatt
15 Gefechtspark
16 Wasserwerk
17 Heizhaus
|
5.3. Leben im Standort
An der Verbesserung der Lebensbedingungen der Soldaten und Zivilbeschäftigten wurde systematisch und manchmal auch gegen
„neidvollen Widerstand von oben“ gearbeitet. Im Jahre 1970 / 71 gab es für die Unterbringung der Außenschläfer lediglich
einen Wohnblock in Hennickendorf und ein paar Wohnungseinheiten in der Brahmbuschstraße in Luckenwalde.
Abbildung 5.9 Was im Jahre 2007 von den beiden Wohnblöcken in der Friesen- und in der Arndtstraße übrig blieb: Nichts.
Im Zuge der weiteren Auffüllung des Stellenplanes mit Berufssoldaten machte sich eine Zuweisung von entsprechendem Wohnraum immer
notwendiger. Im Sinne der Gefechtsbereitschaft galt es aber auch, alle Anstrengungen zur Einhaltung der „x-Zeiten“
(85-prozentige personelle Stärke nach x + 60 min.) zu unternehmen. So ergab sich mit dem Bezug von zwei Wohnblöcken in der
Arndt- und in der Friesenstraße in Luckenwalde ab August 1972 eine entscheidende Verbesserung der Versorgung mit Wohnraum.
Durch die Schaffung einer Unterstellmöglichkeit für den Dienststellenbus am Wohnblock Friesenstraße konnten auch die
geforderten x-Zeiten bei Alarmierungen eingehalten werden.
Aktiv arbeiteten die Mieter des Wohnblockes in Hennickendorf an der Verbesserung des Umfeldes - durch den Bau von
Garagen und die Anlage von Gärten sowie der Gestaltung der Freiflächen. Besondere Aufmerksamkeit schenkten die
militärischen Führungen der Präsenz von Berufssoldaten in der Öffentlichkeit. Aus einer Analyse vom Jahre 1987 ist zu
ersehen, dass über 80 Offiziere, Fähnriche und Berufsunteroffiziere in gesellschaftlichen Funktionen im Kreis
Luckenwalde tätig waren.
|
Abbildung 5.10 Die Gruppe „Hedos“ erspielte sich unter jungen Leuten einen guten Ruf |
Zur Gewährleistung freundschaftlicher Beziehungen zum Territorium bestanden sehr enge Verbindungen zu den Bürgermeistern
in Hennickendorf und Dobbrikow sowie zum Vorsitzenden der LPG Pflanzenproduktion, dem Direktor des VEB Kraftverkehr, dem
Leiter des Meliorationskombinates Potsdam. Ohne die gute Zusammenarbeit mit diesem Personenkreis wäre es für die
Verantwortlichen der WE-32 oft schwerer gewesen, die geplanten Vorhaben zu realisieren.
In den Jahren 1972 bis 1986 existierte eine dienststelleneigene Kapelle („Hedos“). Diese traten zu den verschiedenen
Anlässen in der Öffentlichkeit auf und fanden vor allem bei der Jugend im Territorium einen regen Zuspruch.
Natürlich konnten Soldaten im Ausgang oder als Gruppen- beziehungsweise Zugexkursionen einige Freizeit-Angebote der
Kreisstadt und ihrer Umgebung nutzen. Beliebt waren nicht nur die Badevergnügen in Dobbrikow sondern auch die
Theaterbesuche im Stadttheater Luckenwalde. Kulturelle Einrichtungen in der Stadt wurden aber auch von den hier wohnenden
Berufssoldaten gern genutzt, wie zum Beispiel die Tanzabende in der so genannten „Mensa“.
|
Im August 1972 waren die beiden Wohnblöcke in der Luckenwalder Arndt- und in der Friesenstraße bezugsfertig
|
5.4. Beziehungen zu Soldaten der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD)
Während Truppenteile und Einheiten der Landstreitkräfte, der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung und der Volksmarine
zumeist Partnerschaftsbeziehungen mit GSSD-Einheiten analoger Bestimmung pflegten, war zumindest dies auf Grund der
Spezifik und auch aus Gründen der Geheimhaltung in Hennickendorf so gut wie nicht möglich. Die 1972 geknüpften
Waffenbrüderschaftsbeziehungen zur sowjetischen Dienststelle „Luckenwalde II“ ließen eine wirkliche militärische
Zusammenarbeit nicht zu, erfuhren dafür bei kulturellen Veranstaltungen, gegenseitigen Besuchen zu Jahrestagen,
bei Schießwettbewerben, sportlichen Vergleichen und bei Treffen in der militärischen Führung hohe Wertschätzung
und Herzlichkeit. Hinter dem Kürzel „Luckenwalde II“ verbarg sich eine Transporteinheit für Treib- und Schmierstoffe.
Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass die Waffenbrüderschaftsbeziehungen auch für die Unteroffiziere und Soldaten
erlebbar wurden. Regelmäßig fanden am Tag der Sowjetarmee, am Tag der NVA, am 1. und 8. Mai, dem 7. Oktober, zu Beginn
der jeweiligen Ausbildungshalbjahre, am Tag der Oktoberrevolution sowie zum Weihnachts- und zum Jolkafest
partnerschaftliche Veranstaltungen auf sportlichen und auf kulturellem Gebiet statt.
Höhepunkte bildeten die gegenseitigen Besuche von Familien sowohl im Objekt der sowjetischen Garnison als auch im
Privatbereich der NVA-Angehörigen. Partnerschaftliche Exkursionen führten unter anderem nach Potsdam und Dresden.
Besondere Verdienste bei der Entwicklung und Pflege dieser Beziehungen erwarb sich Major Robert Kurschus (†).
Abbildung 5.11 Bei den Schießwettbewerben zählte nicht nur das Ergebnis sondern auch das gemeinsame Erlebnis - ähnlich wie in der original russischen Sauna. Hier zog man sprichwörtlich „für den Freund das letzte Hemd aus“
Die Spezifik des Bereiches Nachrichten der WE-32 fand in gesonderten Waffenbrüderschaftsbeziehungen ihren Ausdruck.
Etwa ab 1975 wurde die Dienstverwandtschaft zu einer Nachrichteneinheit der 132. Nachrichtenbrigade des Oberkommandos
der GSSD (stationiert in Selterhof bei Treuenbrietzen) Stück für Stück erkennbarer. Auf Grund der häufigeren Teilnahme
an gemeinsamen Maßnahmen der Warschauer Vertragsstaaten wurden in der Folgezeit die Kontakte umfangreicher und
vielfältiger. Da Russisch die Kommandosprache der Armeen des Warschauer Vertrages war, lag es auf der Hand, auch den
Nachrichtenbetrieb in der höheren Ebene teilweise auf russisch zu realisieren. Um dafür besser gerüstet zu sein,
fand mit den Hennickendorfer Nachrichtenspezialisten regelmäßig Zusatz-Russischunterricht statt.
|
Trotz vorhandener Geheimhaltungsbeschränkungen wurden auch durch die WE-32 Kontakte zu sowjetischen Partnern
gepflegt. |